„BODY & SOUL – Denken, Fühlen, Zähneputzen“

Was macht unseren Körper aus? Was braucht er, um zu existieren? Wie nehmen wir unseren Körper und die Körper anderer wahr? Und wie ist es um unser Seelenleben bestellt? Was lieben und was fürchten wir? Woran glauben wir?

Fragen wie diesen ging die Sammlungspräsentation des Museums Ostwall unter dem Titel „Body & Soul. Denken, Fühlen, Zähneputzen“ nach. Werke von der Klassischen Moderne bis hin zur Gegenwart untersuchten unseren Körper, ergründeten sein Verhältnis zur Nahrung, Kleidung und Bewegung und trotzten seiner Sterblichkeit. Dem inneren Erleben waren Malereien des Expressionismus gewidmet; weitere Arbeiten konfrontierten uns mit unseren Ängsten, unseren Sehnsüchten und unserer Haltung zu Spiritualität. Dabei waren wir gefordert, selbst aktiv zu werden: Michael Landys „Donation Box“ – eine Neuerwerbung – spiegelte humorvoll unseren Wunsch nach Erlösung wieder, und in Bill Seamans Videoinstallation „Exchange Fields“ interagierte unser Körper mit dem einer Tänzerin.

Die Besucher*innen waren eingeladen, die Ausstellung mit allen Sinnen zu erleben. Einige Kunstwerke waren benutzbar; man konnte den eigenen Körper einsetzen und selbst zum Teil des Kunstwerks werden. Ein kostenloses KörperKunstSet bot zahlreiche Aktionen an, mit denen sich die Ausstellung interaktiv erkunden ließ. Im Flux Inn, das die Ebenen 4 und 5 verband, konnte man eine Pause einlegen, in Büchern zur Ausstellung stöbern oder selbst kreativ werden.

Das Museum Ostwall im Dortmunder U besitzt Kunstwerke vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Sie wurden in zwei- bis dreijährigem Wechsel in immer neuen Zusammenstellungen präsentiert, die an alltägliche Themen anknüpften und so eine Verbindung zwischen der Kunst und dem Leben stifteten. Aktuell ging es um „Body & Soul“.

Was macht unseren Körper aus?

Was braucht unser Körper, um zu existieren und zu funktionieren? Wann fühlten wir uns in unserem Körper wohl? Dies waren Fragen, denen man beim Betreten der Ausstellung auf der Ebene 5 des Dortmunder U nachging.

Im Eingangsbereich trafen wir auf eine Vielzahl von nackten Körpern. Deren Darstellung hate in der Kunst eine lange Tradition. Nacktheit wurde oft  mit Ursprünglichkeit, Reinheit und Naturverbundenheit assoziiert. Viele Künstler*innen zeigen den nackten Menschen in Einklang mit der Natur, andere richten ihre Aufmerksamkeit auf den anatomischen Aufbau des Körpers. Gleich nebenan waren Werke zu sehen, die sich mit der Funktion von Kleidung beschäftigten: Sie dient dem Schutz vor Kälte und Nacktheit, markiert aber auch unsere Stellung innerhalb einer Gesellschaft. Sie zeigt, wie wohlhabend wir sind, welchen Beruf wir ausüben, welcher (Sub-)Kultur wir uns zugehörig fühlen, oder ob wir als männlich oder weiblich gelesen werden.

Das nächste Kapitel widmete sich der Bewegung, die jeder Körper braucht, und zeigte tanzende oder Sport treibende Körper, bei denen es allerdings nicht um austrainierte „Idealkörper“ ging. Stattdessen wurde in den bronzenen Skulpturen von Tänzerinnen  die Schönheit der Bewegung sichtbar, Aquarelle zeigten das Tempo des Mannschaftssports und Grafiken erinnerten uns an den Spaß beim Tanzen. Der letzte Abschnitt widmete sich der Energie, die der Körper braucht, um zu funktionieren. Essen und Trinken hat aber nicht nur eine Stoffwechsel-, sondern auch eine soziale Funktion. Ob wir frisches Gemüse auf dem Markt kaufen oder Fastfood mit Blattgold bestellen, zeigt außerdem an, in welcher gesellschaftlichen Schicht wir uns bewegten.

Während Essen und Trinken in der Öffentlichkeit zum Alltag gehören, spielen sich die Folgen der Nahrungszufuhr im Verborgenen ab: Über Verdauungsvorgänge spricht man nicht, und Körperpflege, wie z.B. Zähneputzen, erledigt man üblicherweise allein.

Was ist die Seele?

Auf der Ebene 4 des Dortmunder U widmeten wir uns der Erforschung unseres Seelenlebens: Wie nehmen wir uns selbst wahr und wie empfinden wir unsere Umgebung? Was lieben und was fürchten wir? Woran glauben wir heute?

Ein wichtiger Teil dessen, was uns als Menschen ausmacht, sind unsere Gedanken und Gefühle. Die Künstlerinnen und Künstler des Expressionismus versuchten in ihren Bildern nicht, die sichtbare Welt abzubilden, sondern das „innere Erleben“ auszudrücken, das sie z.B. beim Spaziergang in einer Landschaft empfanden. Die Surrealisten, zu denen Max Ernst zeitweise gehörte, erforschten hingegen Träume und Wahnvorstellungen. Einzelne Selbstbildnisse in diesem Kapitel verrieten uns viel über den Gemütszustand der Kunstschaffenden, von denen sie stammen: Max Beckmann inszeniert sich als nachdenklicher alter Mann, während Dieter Roths „Löwenselbst-Turm“ Größenwahn und Selbstzweifel spiegeln. Der nächste Abschnitt konfrontierte uns mit Dingen, vor denen wir Angst haben: Krieg, Folter, sexuelle Übergriffe, rassistische Gewalt oder der Verlust eines geliebten Menschen – selten sind es Naturkatastrophen, die den Schrecken in unser Leben bringen, meist sind es die Menschen selbst, die einander Grausames zufügen.

Woran glaubst du?

„Woran glaubst Du?“ fragte das folgende Kapitel und zeigte Werke, die sich mit christlicher Religion oder Zen-Buddhismus befassen oder sich, ganz rational, auf die Vernunft berufen. Der Abschluss des Rundgangs trug die Überschrift „All You need is love…“, denn wenn die Seele leidet, können Liebe und Freundschaft ihre Rettung sein: Das Zusammensein mit engen Freund*innen, die Nähe eines geliebten Menschen oder die Umarmung eines Familienmitglieds spenden nicht nur Trost, sondern sorgen auch in fröhlichen Zeiten dafür, dass es uns gut geht. Die Liebe gilt als reinstes Gefühl von allen – und ist doch ganz eng mit unserem Körper verbunden: Sind wir verliebt, haben wir „Schmetterlinge im Bauch“, und denkt jemand an uns, wird uns „warm ums Herz“.

Darüber hinaus erwartet die Besucher*innen eine neue Gestaltung der Ausstellungsetagen: Großzügigere Räum und eine besucherfreundliche Wegeführung erleichtern die Orientierung, im Flux Inn wird Raum für Kreativität und Entspannung geboten, und ein neuer KunstAktionsRaum bietet die Möglichkeit, Seminare, und Workshops direkt in der Ausstellung zu veranstalten.