INTERVIEW: 10 JAHRE DIE FLIEGENDEN BILDER

mit Stefan Heitkemper

Anlässlich zur Restauration der Installation haben wir verschiedene Persönlichkeiten aus Dortmund und dem Dortmunder U interviewt.
In dieser Story könnt ihr die Antworten von Stefan Heitkemper, dem Kaufmännischen Leiter des Dortmunder U, nachlesen.

Foto: Robert Szkudlarek

1.Wie denken Sie über die Fliegenden Bilder? Welche besondere Bedeutung haben die Fliegenden Bilder aus Ihrer Sicht für die Stadt Dortmund oder für Sie persönlich? 

Die Fliegenden Bilder sind für mich neben dem Phoenixsee DAS Sinnbild für den Strukturwandel Dortmunds.

2. Wie haben die Fliegenden Bilder Sie in den letzten Jahren begleitet? 

Aus Hamm kommend – habe ich schon mein ganzes Leben Bezüge nach Dortmund. Als ich noch ein Kind war, sind meine Eltern mit mir zum Einkaufen in die Metro oder zu Heimspielen des BVB gefahren. Ich erinnere mich daran, dass wir mit dem Auto auf der B236 in Richtung der B1 fahren und irgendwann auf der rechten Seite die Silhouette von der Westfalenhütte mit der Aufschrift HOESCH zu sehen ist. An diesem Punkt wusste ich – jetzt bin ich in Dortmund. Das hat sich total verändert… heute fahre ich mit der Bahn in die Stadt und sehe vor Allem in der dunklen Jahreszeit die Bilder leuchten und weiß – jetzt bin ich in Dortmund.

3. Gibt es eine persönliche Geschichte, ein Erlebnis, das Sie mit den Fliegenden Bildern verbinden? 

Im letzten Jahr hat eine junge Frau bei Adolf Winkelmann und bei mir angefragt, ob wir uns an einem weltweiten Lichtzeichen beteiligen, bei dem durch die blaue Beleuchtung bekannter Gebäude auf die seltene Krankheit myalgische enzephalomyelitis ME/CFS aufmerksam gemacht wird. Zum Hintergrund muss man sagen, dass sich sehr viele Menschen Hilfesuchend an das Team des Dortmunder U oder an den Künstler wenden, wenn Sie auf wichtige Anliegen hinweisen wollen. Leider können wir das alles nicht immer berücksichtigen. Aber durch ihren Schreibstil und den uns vollkommen unbekannten Namen für eine Krankheit ist die Mail der jungen Frau aufgefallen. Außerdem war zwischen der Anregung und der Installation nur ein Tag Zeit. Eine Produktion eines neuen Videos dauert in der Regel viel länger, so dass das Ersuchen der Frau von mir vorsichtig ablehnend beantwortet wurde.

Dennoch haben Adolf Winkelmann und ich unabhängig voneinander über das schwere Schicksal der Betroffenen im Internet gelesen. Adolf Winkelmann rief mich dann an und hatte die Idee, dass er ein vorhandenes Video mit geringem Aufwand benutzen könne, um doch an der Aktion teilzunehmen. Das hat er dann auch am nächsten Tag umgesetzt. Das wirklich verblüffende für uns war die Reaktion der jungen Frau, als sie erfahren hatte, dass durch ihre Anregung das U blau leuchtete. Sie schrieb uns eine sehr gefühlvolle Mail, in der wir erfahren haben, dass sie ihr Bett auf Grund der Erkrankung nicht mehr verlassen kann. Dass das U blau leuchtet, hat ihr nach eigenen Worten Kraft gegeben und sie hat sich sehr darüber gefreut. Die Bilder des blau leuchtenden Dortmunder U hat sie in die ganze Welt zu Betroffenen weitergeschickt, mit denen sie ausschließlich online in Kontakt steht. Diese Geschichte von den Fliegenden Bildern ist meine persönliche Geschichte…

4. Haben Sie ein Lieblingsmotiv? Welches Motiv finden Sie besonders gelungen/spannend? 

Ich mag das Video mit dem überkochenden Stahl in der Dunkelheit. Diese auf einmal durch die Stadt wabernde, hellorangene Erleuchtung erinnert mich an meine Zeit in der DRK Rettungsdienstschule in Dortmund Schüren. Da wurde es auch in regelmäßigen Abständen hell am Abendhimmel, wenn die Stahlkocher von Phoenix die nächste Ladung abgestochen haben. Mich beeindruckt das auch am U.

Glutofen. Foto: Simon Bierwald