Ausstellungsansicht Dieter Roth, Foto: Jürgen Spiler

Dieter Roth: Schöne Scheiße. Dilettantische Meisterwerke

Wenngleich Dieter Roth es liebte, den Kunstbetrieb zu provozieren, ist der Ausstellungstitel durchaus wörtlich zu verstehen: Roth, der das eigene Oeuvre und seine künstlerische Herangehensweise vielfach mit Verdauungsmetaphern beschrieb, vereint in seinen Werken die vermeintlichen Gegensätze Schönheit und Abfall, Dilettantismus und künstlerische Meisterschaft.

Anlass der Ausstellung ist die Übergabe von über 200 Werken Dieter Roths aus der Sammlung Spankus als Dauerleihgabe an das Museum Ostwall.

Die Sammlung des MO umfasst zahlreiche Werke des Fluxus und angrenzender Kunstformen, die in den 1960er und 1970er Jahren das tradierte Verständnis künstlerischer Autorschaft radikal infrage stellten.

Die Ausstellung richtet daher den Blick auf Dieter Roth als Autor, denn kaum ein anderer Künstler hat den eigenen Alltag so eng mit seinem künstlerischen Œuvre verwoben und solch vielfältige Strategien erprobt, das Verhältnis zwischen Künstler-Ich und Welt zu reflektieren: Von Werken, die explizit Biographisches bearbeiten und am Ende doch keine gültigen Aussagen über die Person Dieter Roth zu treffen vermögen, über die sogenannten „Scheisse-Bücher“, die Roth formal in den Kanon klassischer Dichtung einzureihen sucht und gleichzeitig inhaltlich mit Banalem und Obszönem füllt, bis hin zu den zufallsgeprägten „Schimmelbildern“, aus denen der Wunsch spricht, sich als Künstler von jeglicher ästhetischer Verantwortung zu befreien – in all diesen Arbeiten begegnet uns ein Suchender. So wird gerade das permanente Scheitern am „Meisterwerk“, die Zurschaustellung des Unperfekten, Unzulänglichen, Unkompletten, zur „meisterhaften“ Reflexion über das Kunstschaffen.