MO_Schaufenster #38: ANT!FOTO BAR
Sumiyoshi Edition
MO_Kunstpreis für Katja Stuke und Oliver Sieber
Katja Stuke und Oliver Sieber sind die Preisträger*innen des diesjährigen MO_Kunstpreises. Mit ihrer Installation ANT!FOTO BAR / Sumiyoshi (2019/2024) rückt im Kontext des einmal jährlich von den Freunden des Museums Ostwall e.V. verliehenen Preises erstmals das Thema Fotografie in den Mittelpunkt.
Katja Stuke und Oliver Sieber beschäftigen sich seit 25 Jahren mit der Fotografie als Medium, aber auch mit den verschiedenen Möglichkeiten Fotografie auszustellen, zu erforschen und zu publizieren. Die Installation ANT!FOTO BAR / Sumiyoshi ist Teil des ANT!FOTO Universums und findet nun mit der Aufnahme in die MO_Sammlung ein neues Zuhause.
ANT!FOTO ist eine seit 2010 von Katja Stuke und Oliver Sieber veranstaltete Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe, die an verschiedenen Orten stattfindet. Im Mittelpunkt der Reihe steht der Austausch über verschiedene ‚Aggregatzustände‘, das heißt Erscheinungsformen von Fotografie, zum Beispiel Fotobücher. Zu den verschiedenen Realisierungen der ANT!FOTO BAR bestückten Stuke/Sieber und von ihnen eingeladene Gäste die Bar jeweils mit thematisch passenden Büchern aus ihrer Bibliothek und luden bei Getränken und Musik zu Gesprächen über Fotografie ein. Vorbild hierfür waren Themenbars, wie sie Stuke/Sieber bei verschiedenen Aufenthalten in Japan seit 2005 kennengelernt hatten.
Für die MO Sammlung wurde die ANT!FOTO BAR letztmals von Stuke/Sieber mit ausgewählten Büchern und anderen Exponaten bestückt. Teil der Installation sind außerdem die Wandarbeiten Sumiyoshi: Norio Imai’s Walk (36-teilig, 2019/2024), Geste: Norio Imai’s Walk und ein Portrait Norio Imais. Sie entstanden im Rahmen eines größeren Projekts, das Psychogeographien von Städten, unter anderem im Kontext von Großevents wie Expo oder Olympia, untersucht. Norio Imai, der 1970 mit der Gruppe Gutai an der EXPO in Osaka beteiligt war, unternahm 1977 einen Walk durch den Stadtteil Sumiyoshi (Walking Event /Scene at the corner 1977). 42 Jahre später liefen Stuke/Sieber dieselbe Strecke und dokumentierten die Stadt aus heutiger Perspektive.
Die Geschichte der ANT!FOTO BAR wird von Stuke/Sieber in einem eigens für die Ausstellung angefertigten Fotobuch dokumentiert, das an das Format japanischer Taschenbücher, sogenannter Bunkobons, angelehnt ist. Zur Eröffnung der Ausstellung schenkten Stuke/Sieber an der Bar Getränke aus und luden die Besucher*innen zu Gesprächen ein. Als ‚Währung‘ zum Kauf der Getränke dienten kleine Fotoarbeiten, die von den Gästen erworben werden mussten.
Der MO_Kunstpreis Follow me – Dada & Fluxus wurde von den Freunden des Museum Ostwall e.V. in Leben gerufen, um den MO_Sammlungsschwerpunkt Fluxus und verwandte Kunstformen zu stärken und zu ergänzen. Die ANT!FOTO BAR verbindet sich auf verschiedene Weise mit der historischen Fluxus-Bewegung der 1960er Jahre:
In ihr spiegeln sich persönliche Alltagserfahrungen der Künstler*innen, die auf vielen Reisen durch Japan eine Leidenschaft für die dortigen Themenbars entwickelt haben. Das Projekt ist außerdem partizipativ angelegt und macht, wie zahlreiche Aktionen der Fluxus-Bewegung, aus passiven Beobachter*innen aktive Teilnehmer*innen. Das Kunstwerk ANT!FOTO BAR ist erst dann komplett, wenn Besucher*innen mit den benutzbaren Teilen der Installation interagieren, d.h. die Bücher lesen, die Musikstücke anhören, und sich dabei über ihre Gedanken austauschen. Die Fotografien zu Norio Imais Walk fügen der MO_Sammlung eine globale Perspektive hinzu, da die Gutai-Bewegung aufgrund ähnlicher Kunstpraxen heute oft mit der rund fünf Jahre später entstandenen Fluxus-Bewegung in Verbindung gebracht wird.