Beats, Art und Stories – Schwarze Jugendliche blicken mit einer interaktiven Ausstellung auf ihre Wurzeln
„Roots in Motion“: Eine Ausstellung über Herkunft, Verbundenheit und kreativen Austausch – vom 4. Juli bis 5. Oktober
Die uzwei im Dortmunder U zeigt eine neue Ausstellung, die die persönliche Sicht Schwarzer Jugendlicher auf ihre Wurzeln zeigt. „Roots in Motion“ ist vom 4. Juli bis zum 5. Oktober zu sehen.
An der „Create your beat“-Station aus afrikanischen Rhythmen eigene Beats komponieren, Up-Cycling-Kunst und professionell inszenierte Mode anschauen oder Food-Fotos betrachten, die traditionelles Essen zeigen: Die Ausstellung bietet einen breiten Blick auf die „Roots in Motion“. Was bedeutet es, afrikanische Wurzeln zu haben und zugleich in verschiedenen Teilen der Welt zu leben? Mit dieser Frage hat sich die Youth Group des Vereins für Kameruner Ingenieur*innen und Informatiker*innen (VKII) Ruhrbezirk über ein Jahr lang beschäftigt. Dabei herausgekommen ist in Kooperation mit der uzwei eine sehr persönliche Ausstellung, in der Schwarze Jugendliche ihre eigene, ganz persönliche Sicht auf ihre Wurzeln mit den Besuchenden teilen.

Einen Teil der Kultur weitertragen
Die Jugendlichen der Youth Group des VKII haben ganz unterschiedliche Hintergründe. Wie Desire Bigalske, deren Familie aus in Ghana stammt. Die 20-Jährige hat viele neue Erkenntnisse gewonnen. Zum Beispiel, dass ein traditionelles Gericht aus Ghana, wo ihre Familie Wurzeln hat, sich nur im Namen von einem Traditionsgericht aus Kamerun unterscheidet. Oder die Erkenntnis, dass es wichtig ist, einen Teil der eigenen Kultur auch in Deutschland zu bewahren, etwa die traditionelle Kleidung. „Ich finde es wichtig, sie auch hier zu besonderen Anlässen zu tragen, um wenigstens einen Teil der Kultur weiterzutragen“, sagt sie. Fotografien, Gedichte, Videos, Mitmachstationen und Interviews, ergänzt durch Kunstwerke von kamerunischen und kongolesischen Künstler*innen, erzählen Geschichten von Herkunft, Migration und Zugehörigkeit.

Nach Gemeinsamkeiten suchen
Projektleiterin Matel Ba vom VKII hat während der Arbeit an der Ausstellung „super viel gelernt“. Nicht nur, wie man eine Ausstellung konzipiert. Die Schwarzen Jugendlichen sollten ihre unterschiedlichen Perspektiven einbringen und nach Gemeinsamkeiten suchen. „Was verbindet uns alle, war der Grundgedanke des Projekts“, so Matel Ba. Die Ausstellung teilt sich in vier Stationen zu den Themen Musik, Kunst, Essen und Mode.

Mit der Kleidung haben sich Desire Bigalke und die anderen intensiv bei einem Besuch in Kamerun beschäftigt. African Prints sind für ihre leuchtenden Farben und großen, auffälligen Muster bekannt, die eine Vielzahl von Geschichten erzählen und die kulturelle Identität Afrikas widerspiegeln. Dabei haben jedes Muster und jede Farbe eine besondere Bedeutung. „So drücken die Farben Schwarz-Rot ganz frische Trauer aus, die Farben Schwarz-Weiß werden ein Jahr nach dem Verlust eines geliebten Menschen getragen“, erzählt Desire Bigalske. Die Youth Group des VKII zeigt über professionelle Mode-Fotos und kunstvoll drapierte Stoffe sowie ausgestellte Gewänder, wie traditionelle Kleidung aus Ghana und Kamerun heute getragen und kreativ neu interpretiert wird.
Rap lauschen und eigene Beats kreieren
An der Musikstation „MUSIC“ können die Besuchenden selbst geschriebenen Rap-Songs lauschen, in denen sie sich mit ihrer Identität und ambivalenten Heimatgefühlen auseinandersetzen. Sogar Musikvideos haben die Jugendlichen dazu produziert. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann an einer „Create your beat“-Station aus afrikanischen Beats eigene Rhythmen komponieren.
Upcycling-Kunst und Lieblingsgerichte
Die Kunst-Station „KUNST“ zeigt unter anderem Kunstwerke des kongolesischen Künstlers Eddy Ekete und des Kollektivs „Ndaku ya la vie est belle“. Die Künstler*innen erzählen mit ihren lebensgroßen Figuren aus ehemaligem Müll Geschichten von Widerstand, Alltag und Erfindungsgeist. Die Werke dienen als kraftvolle Metapher für Konsumkritik, Umweltbewusstsein und die Transformation von Abfall zu Kunst.

Auch das Thema Essen („NOURRITURE“) ist für die Jugendlichen identitätsstiftend. Eine Fotoreihe, die bei einem „Soul Food“-Workshop des VKII in Kooperation mit dem Bildungswerk Vielfalt entstanden ist, zeigt, dass die in Szene gesetzten Gerichte mehr sind als nur Essen, sondern eine ganz persönliche Bedeutung für die Jugendlichen und ihre Familien haben. Hier hatte Desire Bigalske deutlich mehr Unterschiede erwartet. Sie hat die gleichen Gerichte in Kamerun gefunden, die sie aus Ghana kennt. „Wir sind gar nicht so unterschiedlich, wie vielleicht alle denken“, sagt sie.
Games aus Ghana
In der Ausstellung dreht sich einiges auch um Ghana: In der Gaming Lounge der uzwei wird für den Zeitraum der Ausstellung ein Game des ghanaischen Start Ups „OGames“ präsentiert: In dem Spiel „Rise of Fati“ werden Themen wie afrikanische Folklore und damit verbundene Traditionen über Gaming erfahrbar. Die Kooperation mit Ogames entstand bei einer Reise von Judith Brinkmann und Mirjam Gaffran, die die uzwei leiten, nach Kumasi in Ghana. In der neuen Partnerstadt der Stadt Dortmund trafen sie sich mit Vertreter*innen des Start Ups. Die Kooperation soll auch nach Ende der Ausstellung weitergehen und verstetigt werden – geplant sind sowohl ein Austausch als auch weiterführende gemeinsame Projekte.
Zu der Ausstellung gibt es ein Rahmenprogramm mit Musikprogramm, Hair Braiding-Workshop und Afro Food Festival am Dortmunder U.