Das Digitalprojekt „page21“ und der immersive Raum
Interview mit Harald Opel, künstlerischer Leiter des StoryLab kiU
Das Forschungsprojekt storyLab kiU der Fachhochschule Dortmund ist schon seit langem ein fester Bestandteil des Dortmunder U und begeistert das Publikum regelmäßig mit abwechslungsreichen Installationen. Dazu zählen beispielsweise der 360-Grad-Fulldome im Foyer des Dortmunder U oder zuletzt die zweite Auflage des Fassadenmappings im Rahmen der 21. DEW21-Museumsnacht, bei der die Süd- und Westfassade des Dortmunder U zur dreidimensionalen Projektionsleinwand wurde.
Harald Opel ist als künstlerischer Leiter maßgeblich für die Konzeption der Projekte des storyLab kiU verantwortlich – so auch für das neueste Projekt „page21“, das in Kooperation mit dem Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte sowie dem Museum Ostwall entsteht.

Foto: Roland Baege
Wir haben ihn in einem Interview zu der Idee von „page21“ und dem im Rahmen des Projektes entstehenden immersiven Raum befragt.
Herr Opel, was ist die Idee hinter „page21“?
Mit „page21“ sollen im digitalen Raum Geschichten aufgebaut und Visionen erzählt werden. Uns ist dabei wichtig, „page21“ nicht als digitales Archiv von analoger Kunst zu begreifen, sondern viel mehr neue Narrative und fiktionale Geschichten im Zusammenspiel mit analogen Kunstwerken zu entwickeln. Über diese fiktionalen Geschichten ermöglichen wir den Besucher*innen dann einen neuen Blick auf die zugrundeliegenden analogen Kunstwerke. Das ist das Ziel von „page21“.
Wie lässt sich ein so digitales Projekt wie „page21“ denn mit der traditionellen, analogen Kunst vereinen?
Eigentlich denkt man ja, dass Museen im Allgemeinen nichts mit Visionen zu tun haben; dass die museale Kunst häufig rückwärtsgewandt ist. Aber tatsächlich setzt sich jede Kunstform mit Vision auseinander, beispielsweise mit der neuen Gesellschaft, mit alternativen Vorstellungen zum gesellschaftlichen Handeln usw. Aus diesem Blickwinkel heraus passt die analoge Kunst sehr gut zu einem Digitalprojekt wie „page21“.
Hat ihnen somit der Standort im Hause des Dortmunder U bei der Konzeption geholfen?
Auf jeden Fall. Der Kern des storyLab kiU ist es, Entwicklungen zu erzählen. Um Entwicklungen erzählen zu können, benötigt man immer Kultur, denn die Kultur ist der Treiber von Entwicklungen. Deshalb bietet sich das Dortmunder U mit seiner Vielzahl an kulturellen Institutionen wie dem Museum Ostwall oder auch dem HMKV sehr gut als Standort an. Im Rahmen von „page21“ haben die Besucher*innen durch die Kooperation mit dem Museum Ostwall außerdem die Möglichkeit, sich gleich nach der digitalen Interpretation der Kunstwerke auch analog mit den Werken auseinanderzusetzen.
In der praktischen Umsetzung des Projektes „page21“ ist von einem immersiven Raum die Rede. Was genau verbirgt sich dahinter?
Der immersive Raum ist ein würfelförmiger Raum mit einer Kantenlänge von 4×4 Metern, der im Foyer des Dortmunder U installiert wird. Dieser Raum ist mit fünf Projektoren ausgestattet, die eine Installation auf drei Wände sowie den Boden projizieren. Der Clue dabei ist, dass die Installation immer dreidimensional erscheint, da ein Tracking-System die Position der Besucher*innen im Raum erfasst. Wenn man sich also im immersiven Raum bewegt, passt sich die Projektion automatisch der Perspektive der Person an.
Die Immersion erfolgt also über das Zusammenspiel der Projektion und des Tracking-Systems…
Nicht nur das. Die Immersion auf visueller Ebene wird über ein Lautsprechersystem mit 32 Tonkanälen ergänzt. Hierdurch entsteht ein immersiver Raumklang, sodass die Besucher*innen sowohl visuell als auch auditiv vollständig im virtuellen Raum abtauchen können.
Der immersive Raum des auf der Ebene 1 des Dortmunder U beheimateten storyLab kiU ist demnächst für Besucher*innen geöffnet. Er befindet sich im Foyer des Dortmunder U gleich neben dem ebenfalls vom storyLab kiU konzipierten 360-Grad-Fulldome. Kommt gerne vorbei und taucht selbst in die virtuelle Kunstwelt ab.