© Roman März / Jörg U. Lensing

kiUTalk!#4 Pecha Kucha – Immersive Sounds

– Klang und Immersion: Vom Eintauchen zum Auftauchen

Unsere Gäste sind:

Prof. J.U.Lensing 1960 in Düsseldorf geboren. Aufgewachsen im Düsseldorfer Süden als Sohn eines Handwerkers und einer Kartografin. 1975 Entdeckung der Kreativität mit seinem ersten Musiklehrer Frank Köllges (Schlagzeug). 80er Jahre Studium Komposition/Elektronische Musik an der Folkwang Hochschule Essen (Prof. Hufschmidt & Prof. Reith) und danach Meister-Schüler Neues Musiktheater (bei Mauricio Kagel – Musikhochschule Köln). 1987 Gründung des Düsseldorfer THEATERs DER KLÄNGE, dessen künstlerischer Leiter er bis heute ist. 1993 Theater-Dozent (1. internationale Bühnenklasse) am Bauhaus Dessau. Seit 1996 Professor für Tongestaltung/Sounddesign an der Fachhochschule Dortmund. Verheiratet mit der Tänzerin/Choreografin Jacqueline Fischer (2 gemeinsame Kinder).

Hannes Strobl arbeitet in unterschiedlichen audiovisuellen Feldern wie Performances, Klanginstallationen, Kompositionen für Theater und Videoarbeiten. Wesentlicher Ausgangspunkt seiner Musik ist das klangbasierte Potential am elektrischen Bass/Kontrabass. Schwerpunkt seines Interesses am Instrument sowie seiner kompositorischen Tätigkeit liegt in den letzten Jahren vermehrt bei musikalischen Ausdrucksformen vor dem Hintergrund des urbanen Klangraums als auch Klanginstallationen, deren Ausgangspunkt in der Beziehung von Klang und architektonischem Raum liegt. Seit 2000 arbeitet er mit Sam Auinger unter dem Projektnamen TamTam zusammen. Schwerpunkt seines Interesses am Instrument sowie seiner kompositorischen Tätigkeit liegt in den letzten Jahren vermehrt bei musikalischen Ausdrucksformen vor dem Hintergrund des urbanen Klangraums als auch Klanginstallationen, deren Ausgangspunkt in der Beziehung von Klang und architektonischem Raum liegt. Seit 2004 ist er Teil der postdramatischen Theatergruppe “Double Lucky Productions” von Chris Kondek. 2008 gründete Hannes Strobl das Projekt Denseland: mit David Moss und Hanno Leichtmann. 2012 entsteht mit Reinhold Friedl (Ensemle Zeitkratzer) das Projekt P.O.P. (Psycholgy of Perception).

Website: https://hannesstrobl.de

Prof. Thomas Neuhaus (*1961) studierte an der Folkwang Hochschule Komposition bei Wolfgang Hufschmidt und elektronische Komposition bei Dirk Reith. Als Komponist arbeitet er mit dem Theater der Klänge, Düsseldorf und unterrichtet am Institut für Computermusik und elektronische Medien (ICEM) der Folkwang Universität der Künste, wo er seit Oktober 2004 eine Professur für Musikinformatik innehat.
Er ist Mitentwickler des AUDIAC Projektes zur computergestützten Komposition und Klangsynthese und entwickelte verschiedene Kompositionssprachen und Realzeitsysteme. Neben den verschiedensten Verbindungen von (elektronischer) Musik und Bühnenkünsten interessieren ihn vor allem Aspekte der Formalisierung und automatischen Generierung musikalischer Strukturen. Seine Musik wird, ebenso wie seine Computerprogramme international auf entsprechenden Festivals und Konferenzen präsentiert.

Tobias Bieseke ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachhochschule Dortmund im storyLab kiU und beforscht die Potentiale von erweiterten Wahrnehmungen und Handlungsräume für die zeitgenössische Kunst. Er experimentiert im Rahmen der künstlerischen Forschung und bewegt sich auf der Schwelle zwischen künstlerischer Anwendung und wissenschaftlicher Untersuchung. Seit 2018 promoviert er an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) im Bereich der experimentellen Informatik unter Georg Trogemann zu dem Thema Extended Realities – Technisch erweiterte visuelle Wahrnehmung und deren Auswirkungen auf individuelle Handlungsräume in der zeitgenössischen Kunst.

Inhaltliche Zusammenfassung:

Gemeinsam mit Experten aus den Bereichen Klangforschung, Sounddesign, Theater- und Filmkunst und Komposition diskutieren wir, wie gezielt eingesetzte Klangwelten immersive Erlebnisse schaffen – und wie der Einsatz von „Emmersion“ eine kritische Distanz ermöglicht, die den Zuschauer aus der Fiktion herausführt und neue Perspektiven auf das Gezeigte eröffnet. Was passiert, wenn der Klang uns nicht in der Illusion gefangen hält, sondern uns zurück in die Realität katapultiert? 

Klang ist mehr als nur ein akustisches Erlebnis – er kann uns in neue Welten entführen oder uns bewusst auf Distanz halten. In der Diskussionsveranstaltung im Dortmunder U stellen wir die Konzepte der *Immersion* und der *Emmersion* in den Mittelpunkt. Während Immersion das vollständige Eintauchen in eine audiovisuelle Welt beschreibt, bei der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen, wird unter Emmersion der bewusste Ausstieg aus dieser Illusion verstanden, der die Wahrnehmung der Außenwelt schärft.

Die Veranstaltung bietet spannende Einblicke in die Wechselwirkungen von Sound und Wahrnehmung. Erfahren Sie, wie Klänge nicht nur Emotionen verstärken, sondern auch Brücken schlagen zwischen dem Unterbewusstsein und der bewussten Reflexion. Neben einer theoretischen Auseinandersetzung mit Klang und Immersion erwarten Sie Beispiele aus Theater, Film und Kunst, die verdeutlichen, wie Klang sowohl immersive Erlebnisse als auch emersive Brüche kreieren kann. Das Programm startet mit drei Pecha Kucha (jap. andauernd redend) Vorträgen (6:40 Minuten mit 20 Folien) und mündet dann in einer gemeinsamen Diskussion über Klang, Immersion, Kunst und Emmersion.

Tauchen Sie ein – und tauchen Sie wieder auf. Wir freuen uns auf einen inspirierenden Abend voller neuer Klangerfahrungen und spannender Diskussionen!



Vortrag #1 – Prof. J. U. Lensing: Vom Eintauchen zum Auftauchen

Klang ist weit mehr als nur ein akustisches Erlebnis – er kann uns in faszinierende Welten entführen oder uns bewusst auf Distanz halten. In meinem Vortrag im Rahmen des kiu-Talks im Kino des Dortmunder U widme ich mich den Konzepten der „Immersion“ und „Emmersion“. Während Immersion das völlige Eintauchen in eine audiovisuelle Welt beschreibt, in der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen, steht Emmersion für den bewussten Ausstieg aus dieser Illusion und das Schärfen der Wahrnehmung der Außenwelt. 
Wie können durch Klangwelten immersive Erlebnisse geschaffen werden? Und wie kann Emmersion eine kritische Distanz ermöglichen, die den Zuhörer oder Zuschauer aus der Fiktion herausführt und neue Perspektiven auf das Gezeigte eröffnet? Was geschieht, wenn uns der Klang nicht in der Illusion hält, sondern uns zurück in die Realität holt? In meiner Lehre steht stets die Wechselwirkung von auditiver und visueller Wahrnehmung im Mittelpunkt. Klänge haben die Kraft, Emotionen zu erzeugen, zu intensivieren und zugleich Brücken zwischen dem Unterbewussten und der bewussten Reflexion zu schlagen. Neben einer theoretischen Auseinandersetzung werde ich anhand von Beispielen aus Film und Kunst zeigen, wie Klang sowohl immersive Erlebnisse erzeugt als auch emersive Brüche schafft.

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Vortrag #2 – Hannes Strobl: Klang und Raum – Eleven Songs Klanginstallation von tamtam (Sam Auinger/Hannes Strobl)

Die Klanginstallation „Eleven Songs“ (Halle am Berghain/Berlin 2020) der Werkreihe „farben/raumfarben“ schafft einen Klangraum, der die Raum-Zeit-Wahrnehmung der Besucher modifiziert. Ausgangspunkt bildet der Raum mit seinen Klängen und Geräuschen, in seiner architektonischen, sozialen, funktionalen sowie rhythmischen Struktur. Aus diesen Farben bzw. Charakteristika entwickeln sich die musikalische Sprache der Komposition, das klangliche Material sowie die kompositorische Strategie, welche in einem fortwährenden Dialog mit dem akustischen Geschehen vor Ort tritt. 

Der Begriff des Raumes wird hierbei nicht als Gefäß für ein musikalisch-auditives Erlebnis verstanden, sondern als ein Ort des Wirkungszusammenhangs von Klang und Architektur, insbesondere die Art und Weise, wie Klang den Raum formt und umgekehrt, wie architektonische Strukturen (Form, Materialität, Volumen) den Klang beeinflussen und färben. Das künstlerische Konzept richtet seinen Fokus auf die individuelle Sinneserfahrung des Menschen im realen Raum und eröffnet damit eine Diskussion im Spannungsfeld zwischen virtuellem und realem Raum.


Vortrag #3 – Prof. Thomas Neuhaus: Immersive Sound – Hype oder neues Hören?

Klang ist ja eigentlich immer “immersiv”. Im Gegensatz zur optischen Wahrnehmung, bei der wir den Blick auf den gerade interessierenden Ausschnitt unserer Umgebung richten können, nehmen wir Klang immer dreidimensional von allen Seiten wahr. Sobald Klang durch den Einsatz von Elektronik und Lautsprechern von den Klangerzeugern trennbar wurde, haben Komponisten auch entsprechend darauf reagiert.  Es sind nun 68 Jahre nach Stockhausens “Gesang der Jünglinge”(5 Kanäle, 1956), 66 Jahre nach dem Phillips Pavillon auf der Weltausstellung 1958 (350 Kanäle), und 54 Jahre nach dem Kugelauditorium in Osaka (~650 Lautsprecher in ca. 50 Gruppen, 1970).  Wenn nun unter dem Schlagwort “immersive Sound” die Verwendung mehrere Lautsprecher auf mehr als einer Ebene als ganz neues Klangerlebnis verkauft wird, gibt mir das zu denken.  Einige dieser Gedanken möchte ich gerne mit Ihnen teilen und zur Diskussion stellen.


Next Level Festival

Nach einem Jahr Pause kehrt das NEXT LEVEL – Festival für Games, interaktive Kunst und digitales Theater in neuer Form zurück und wird vom 14.-17. November 2024 an fünf ausgewählten Spielorten in Dortmund stattfinden.

Das Festival widmet sich mit Hauptfokus der digitalen Spielekultur sowie dem Einsatz neuer Technologien in der Kunst und verbindet Performances, interaktive Installationen und ein reichhaltiges Rahmenprogramm. Mit der freundlichen Unterstützung des Festivalgründers NRW KULTURsekretariat, der Stadt Dortmund und des Ministeriums für Kunst und Wissenschaft mit dem Programm Neue Künste Ruhr.

Für weitere Informationen: www.next-level.digital


kiUTalk! – Über die Veranstaltungsreihe

Der kiUTalk! im Rahmen von Intention:Immersion ist eine Plattform des storyLab kiU für Wissenschaftler, Künstler, Designer und Menschen mit einer besonderen Botschaft, die es ihren Gästen ermöglichen will einem öffentlichem Publikum ihre Erkenntnisse zu zeigen. Dabei passt sich das Format an die jeweilige Situation an, mal als Diskussion, mal als individueller Talk, mal als Performance und mal als themengebundene Vortragsreihe. Dabei ist die Reihe offen für jegliche Form von Thema, wobei sich das storyLab kiU die Kuration vorbehält.

Intention:Immersion ist eine neue Eventreihe, die den Zuschauer*innen ein Eintauchen in die vielschichtige Welt der digitalen Kunst ermöglicht. Die Veranstaltungsreihe bietet Performances, Talks, Installationen, Open Calls, Führungen und Workshops zu digitaler Kunst, die im Fulldome und im Immersiven Raum page21 im Foyer des Dortmunder U stattfinden.