© Jonathan Harth

kiUTalk!#8 Konvergenz & Intersubjektivität

– Elektronisches Kontingenztheater: XR Visionen für immersive, interaktive Theaterformate

Zu Gast sind:

Jonathan Hart arbeitet am Lehrstuhl für Soziologie an der Universität Witten/Herdecke. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Soziologie der Digitalisierung (Extended Reality und Sozialität unter Bedingungen maschineller Intelligenz), digitale Kunstproduktion sowie Religionssoziologie (westlicher Buddhismus). Neben seiner Tätigkeit am Lehrstuhl arbeitet Harth im Forschungsprojekt „Theater der erweiterten Realitäten“ am Theater an der Ruhr, das den Einsatz digitaler Technologien in virtuellen und augmentierten Theaterstücken untersucht.

Sarah Buser ist Regisseurin, Dramaturgin und Programmiererin. In ihrer Arbeit an partizipativen, theatralen Spielanlagen verbindet sie Narration, Code und Fiktion, um theoretische Konzepte und gesellschaftliche Phänomene interaktiv erfahrbar zu machen. Sie realisierte Projekte u.a. mit der Kunsthalle Basel, dem Theater Dortmund, der Ars Electronica in Linz und dem Berliner Ensemble.

Sie studierte Philosophie und Germanistik an der Universität in Basel und Dramaturgie an der Zürcher Hochschule der Künste. Sie war Fellow an der Akademie für Theater und Digitalität, lehrte als Gastprofessorin für VR- und Multimediadesign an der Burg Giebichenstein in Halle und unterrichtet derzeit im Master Spiel und Objekt an der HfS Ernst Busch und im Master Creative Technologies an der Filmuniversität Babelsberg.

Robin Junicke studierte Theater- und Medienwissenschaft, ist promovierter Theaterwissenschaftler und arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Masterstudiengang Szenische Forschung sowie als Koordinator des Instituts für Theaterwissenschaft. Er ist zudem frei als Dramaturg und Theater- Dokumentarist aktiv. Szenische Arbeiten z.B. mit TachoTinta oder Morgan Nardi und Katrin Spaniol. Foto- und Videoarbeiten für Impulse Festival, Ruhrtriennale etc.

Tobias Bieseke ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachhochschule Dortmund im storyLab kiU und beforscht die Potentiale von erweiterten Wahrnehmungen und Handlungsräume für die zeitgenössische Kunst. Er experimentiert im Rahmen der künstlerischen Forschung und bewegt sich auf der Schwelle zwischen künstlerischer Anwendung und wissenschaftlicher Untersuchung. Seit 2018 promoviert er an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) im Bereich der experimentellen Informatik unter Georg Trogemann zu dem Thema Extended Realities – Technisch erweiterte visuelle Wahrnehmung und deren Auswirkungen auf individuelle Handlungsräume in der zeitgenössischen Kunst.

Vortrag Jonathan Harth // 12:00 – 12:40


Elektronisches Kontingenztheater – XR Visionen für immersive, interaktive Theaterformate

Der Vortrag untersucht das Konzept eines zukünftigen „XR-Kontingenztheaters“ im Kontext der technischen und narrativen Möglichkeiten von erweiterten Realitäten (XR). Aufbauend auf Janet Murrays Vision des „Holodecks“ als immersivem Erzählraum und verschiedenen theaterhistorischen Konzepten zeigt der Vortrag auf, wie XR-Technologien neue Formen theatraler Erfahrung ermöglichen, in denen Zuschauer zu aktiven Teilnehmern werden. Das Kontingenztheater nutzt die Offenheit und Veränderbarkeit der virtuellen Realitäten, um die Grenzen zwischen Darstellung und Partizipation, zwischen Fiktion und Realität auszuloten. Neben den künstlerischen und narrativen Potenzialen werden auch die technischen und ethischen Herausforderungen diskutiert sowie praktische Beispiele aufgezeigt, die verdeutlichen, wie XR-Technologien bereits heute neue Theaterformen ermöglichen. Das elektronische Kontingenztheater wird als zukunftsweisender Ansatz präsentiert, der nicht nur das traditionelle Theaterverständnis erweitert, sondern auch neue Wege für kollektive Erfahrungen und gesellschaftliche Selbstreflexion eröffnet.

Diskussion: Superimposition – Überlagerungen von Inszenierung und Individuum // 12:40 – 13:30


In der erweiterten Realität agieren die Akteure nicht über einen ferngesteuerten Avatar, sondern betreten die virtuelle Bühne mit ihren eigenen Körpern und einer virtuellen Repräsentation. Es ist ein Schauspiel in zweifacher Hinsicht: Zum einen bringen die Akteure die Erfahrungen ihrer realen Lebenswelt in die virtuelle Umgebung ein, zum anderen übernehmen sie einen virtuellen Charakter, den sie mit ihrer eigenen Präsenz ausfüllen. Dieses Spiel mit der Rolle ist semipermeabel, da die menschliche Lebenswelt in die determinierte, computergenerierte Inszenierung eindringt und umgekehrt. Die Überlagerungszustände der Superimposition beeinflussen sowohl Individuen als auch die Gesellschaft und verändern deren Lebenswirklichkeit.

Das reziproke Interface agiert an der Schnittstelle von Code und Individuum. Um die Inszenierung unmittelbar zu erfahren, müssen diese Interaktionen eine intersubjektive Verbindung mit der determinierten Inszenierung eingehen. In unserer Diskussion untersuchen wir die Schnittstellen zwischen Selbstwirksamkeit und virtueller Inszenierung sowie deren mögliche Auswirkungen auf unsere Lebenswelt.

Next Level Festival

NEXT LEVEL – Festival für Games, interaktive Kunst und digitales Theater vom 13.-16. November 2025 findet an acht ausgewählten Spielorten in Dortmund statt.

Das Festival widmet sich mit Hauptfokus der digitalen Spielekultur sowie dem Einsatz neuer Technologien in der Kunst und verbindet Performances, interaktive Installationen und ein reichhaltiges Rahmenprogramm. Mit der freundlichen Unterstützung des Festivalgründers NRW KULTURsekretariat, der Stadt Dortmund und des Ministeriums für Kunst und Wissenschaft mit dem Programm Neue Künste Ruhr.

Für weitere Informationen: www.next-level.digital


kiUTalk! – Über die Veranstaltungsreihe

Der kiUTalk! im Rahmen von Intention:Immersion ist eine Plattform des storyLab kiU für Wissenschaftler, Künstler, Designer und Menschen mit einer besonderen Botschaft, die es ihren Gästen ermöglichen will einem öffentlichem Publikum ihre Erkenntnisse zu zeigen. Dabei passt sich das Format an die jeweilige Situation an, mal als Diskussion, mal als individueller Talk, mal als Performance und mal als themengebundene Vortragsreihe. Dabei ist die Reihe offen für jegliche Form von Thema, wobei sich das storyLab kiU die Kuration vorbehält.

Intention:Immersion ist eine neue Eventreihe, die den Zuschauer*innen ein Eintauchen in die vielschichtige Welt der digitalen Kunst ermöglicht. Die Veranstaltungsreihe bietet Performances, Talks, Installationen, Open Calls, Führungen und Workshops zu digitaler Kunst, die im Fulldome und im Immersiven Raum page21 im Foyer des Dortmunder U stattfinden.