Dauerleihnahmen
Wie beinahe jedes Museum beherbergt das Museum Ostwall neben den eigenen Sammlungsbeständen aus zahlreiche Dauerleihnahmen. Private oder öffentliche Sammlungen verleihen Kunstwerke an Museen wie das unsere, um sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Da mit der Übernahme von Dauerleihgaben große Verantwortung und einiger Aufwand verbunden ist, muss mit Bedacht ausgewählt werden, welche Leihgaben für ein Museum sinnvoll sind und welche nicht. Inhaltliche Fragen, Lagerkapazitäten und verbindliche Regelungen für eine langfristige Ausleihe stehen dabei im Vordergrund.
Im Museum Ostwall werden derzeit – neben einzelnen Werken aus Privatsammlungen – größere Konvolute als Dauerleihnahmen aufbewahrt:
Die Fluxus-Sammlung Braun/Lieff kam 2010 – im Zuge des Ankaufs weiterer Werke aus der Fluxus-Sammlung Wolfgang Feelischs – in das Museum Ostwall. Sie umfasst mehrere hundert Werke und Dokumente vor allem der US-amerikanischen Fluxus-Bewegung. Zusammengetragen wurde sie von dem Ingenieur Hermann Braun, der, so erzählt es sein Sohn Holger Lieff, erstmals 1972 Werken des Fluxus begegnete: In einer Remscheider Einkaufsstraße sah er eine von dem Fluxus-Sammler und VICE-Versand-Gründer Wolfgang Feelisch zusammengestellte Vitrinen-Ausstellung mit Multiples und kleinen Objekten. Auf Geschäftsreisen in die USA lernte er die dortige Fluxus-Szene kennen und nahm auch in Deutschland an Fluxus-Aktionen teil. Er begann zu sammeln und unterstützte so die von ihm geschätzten Künstler*innen, mit denen ihn zum Teil freundschaftliche Beziehungen verbanden. Durch die Dauerleihnahme können wir in Ausstellungen des MO die aus der Sammlung Wolfgang Feelisch stammenden überwiegend europäischen Werke Arbeiten von Künstler*innen wie Philip Corner, Dick Higgins, Alison Knowles oder Robert Watts gegenüberstellen. Auch von George Brecht, der eine zeitlang intensiv mit dem in der Sammlung Feelisch vertretenden Robert Filliou zusammenarbeitete und mit ihm in Nizza einen Ausstellungsort namens „La cédille qui sourit“ betrieb, befinden sich in der Sammlung Braun/Lieff zahlreiche Arbeiten und Dokumente.
Werke aus der Sammlung Braun/Lieff wurden 2012 gemeinsam mit Werken aus der Sammlung Feelisch in der Ausstellung „Fluxus – Kunst für Alle!“ gezeigt und in dem Buch „Fluxus – Kunst für Alle! Die Sammlung Braun/Lieff“ vorgestellt.
Aus der Sammlung Spankus befinden sich seit vielen Jahren einzelne Werke von den Fluxus-Künstlern Milan Knizak und Wolf Vostell als Dauerleihgabe im Museum Ostwall. Das größte Konvolut besteht jedoch aus Objekten, Grafiken, Schallplatten und Büchern des Künstlers Dieter Roth. Der Sammler Horst Spankus, der seit vielen Jahren Werke des Fluxus und vor allem Multiples sammelt, hat dem Museum Ostwall knapp 250 Stücke des Künstlers überlassen, der, wie kaum ein anderer, jeden Schnipsel seines Alltags in Kunst verwandelt hat. Tagebuchskizzen, zahlreiche Selbstportraits (sogenannte „Selbste“) und vor allem seine Künstlerbücher geben einen umfassenden Einblick in die Arbeit dieses „genialen Dilettanten“. Auch seine Arbeiten mit Nahrungsmitteln, u.a. ein „Kleiner Sonnenuntergang“ aus Plockwurst und Papier, ein „Käserennen“ oder eine an gestische Malerei erinnernde, kontinuierlich vor sich hin schimmelnde „Joghurtpressung“ machen deutlich, wie Roth die Themen und Materialien seiner Kunst im Alltag fand. Dabei haben seine Werke manchmal eine durchaus existenzielle Dimension. So lustig das „Karnickelköttelkarnickel“ auf den ersten Blick erscheinen mag: Es führt uns das Werden und Vergehen alles Irdischen vor Augen.
Mit der Übernahme der Dieter Roth Sammlung Spankus wurde der bereits knapp 200 Werke umfassende Dieter Roth-Bestand des Museums Ostwall zu einem umfangreichen Konvolut ergänzt. Eine vollständige Auflistung der Werke aus der Sammlung des MO sowie aus der Sammlung Feelisch findet sich in dem in Anlehnung an Dieter Roths Künstlerbücher gestalteten Katalog „Dieter Roth: Schöne Scheiße. Dilettantische Meisterwerke.“
Zum Teil bereits seit über 25 Jahren befinden sich Leihgaben aus der Sammlung Hans Klütings im Museum Ostwall. Hans Klüting war dem Museum viele Jahre lang, zeitweise auch als Vorstandsmitglied des Vereins „Freunde des Museum Ostwall e.V.“ eng verbunden und ergänzte den Sammlungsbestand unter Direktor Ingo Bartsch (1988-2003) um wichtige Werke vor allem aus dem Bereich des Informel. Mit seinen Leihgaben ergänzte Klüting den Sammlungsbestand informeller Kunst, die sich als abstrakte Nachkriegskunst gegenständlichen Darstellungen verweigerte und mit bisher ungewohnten Materialien experimentierte. Hervorzuheben sind außerdem drei Bilder Jörg Immendorfs, ein Linolschnitt mit dem Titel „Café D.“ aus der Reihe seiner „Café Deutschland“-Bilder, ein Gemälde des „Café de Flore“ sowie „Versuch, Adler zu werden.“
Alle Dauerleihgaben des Sammlung Klüting sind – neben anderen – im Ausstellungskatalog „Wege zur Kunst“ abgebildet, der 2006 zum achtzigsten Geburtstag des Sammlers erschien.
Neben Leihgaben aus den genannten Privatsammlungen beherbergt das Museum Ostwall außerdem einzelne Leihgaben der Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung sowie diverser Einrichtung des Landes NRW, u.a. des Kultursekretariats oder der Stiftung Kultur im Landesbesitz, die an bestehende Sammlungsbestände anknüpfen und diese um besondere Werke erweitern.